Beruf des Monats - Januar 2013
Tiermedizinische/r Fachangestellte/r


Die Tätigkeit im Überblick
Tiermedizinische Fachangestellte assistieren Tierärzten und Tierärztinnen bei der Untersuchung, Behandlung und Betreuung von Tieren und bei der Beratung der Tierhalter/innen. Außerdem führen sie organisatorische und Verwaltungsarbeiten durch.

Tiermedizinische Fachangestellte finden vorwiegend in Tierarztpraxen und Tierkliniken Beschäftigungsmöglichkeiten. Darüber hinaus sind sie auch in veterinärmedizinischen Laboratorien, Zoos, Tierheimen oder in der Tierhaltung tätig. In der medizinischen Forschung oder bei Institutionen und Organisationen des Gesundheits- und Veterinärwesens können sie ebenfalls arbeiten.



Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Tiermedizinische Fachangestellte assistieren Tierärzten und Tierärztinnen bei der Untersuchung, Behandlung und Betreuung von Tieren und bei der Beratung der Tierhalter/innen. Außerdem führen sie organisatorische und Verwaltungsarbeiten durch.

Bestens vorbereitet für die Sprechstunde

Bevor die Sprechstunde in der Tierarztpraxis beginnt, bereiten Tiermedizinische Fachangestellte die Praxisräume vor: Sie sorgen beispielsweise dafür, dass in den Behandlungszimmern die Instrumente, Verbands- und Hilfsmittel griffbereit auf ihren Plätzen liegen und legen im Wartezimmer Lesestoff und Informationsmaterial aus. Aus dem Terminplan ersehen sie, welche Termine bereits feststehen und nehmen telefonisch weitere Terminanfragen entgegen. Auch buchhalterische und verwaltende Arbeiten gehören zu ihrem Aufgabengebiet: Sie führen die Patientenakten, schreiben Briefe und Rechnungen, überwachen Zahlungseingänge, kontrollieren Lieferscheine und dokumentieren die Leistungen. Souverän gehen sie mit dem Computer und der entsprechenden Praxissoftware um und achten auf Datenschutz und Datensicherheit.

Ruhig Blut - auch bei Notfällen

Während der Sprechstunde haben sie sowohl Kontakt zu den Tieren wie auch zu den oft besorgten Tierhaltern. Gezielt lenken sie das Gespräch auf Verhaltensänderungen und Krankheitserscheinungen bei den Tieren, um mögliche Ursachen für die Symptome, die das Tier zeigt, herauszufinden. Sie klären, ob das Tier z.B. überängstlich oder bissig ist. Tierpsychologische Aspekte spielen hier eine wichtige Rolle. Im Wartezimmer sorgen sie für frische Luft und ausreichenden Abstand der Tiere untereinander, um Unruhe oder Aggressionen zu verhindern.

Auch bei Notfällen gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren: Am Telefon geben Tiermedizinische Fachangestellte den Tierhaltern Anweisungen für die Erste Hilfe. In der Praxis führen sie die Erste Hilfe selbst durch, wenn der Tierarzt oder die Tierärztin nicht anwesend ist. Beispielsweise lagern sie das Tier, halten seine Atemwege frei und führen bei Atemstillstand künstliche Beatmung durch, binden Blutungen ab und überprüfen Herztätigkeit und Kreislauf. Schnellstmöglich informieren sie den Tierarzt oder die Tierärztin und bereiten die notwendigen Geräte, Instrumente und Verbandsmaterial für die ärztliche Untersuchung und den bevorstehenden Eingriff vor.

Vor und während einer Behandlung bzw. einer Operation erledigen Tiermedizinische Fachangestellte eine Vielzahl von Aufgaben. So messen sie die Körpertemperatur des Tieres, stellen die Instrumente zusammen und sterilisieren sie. Sie bereiten die Tiere vor, d.h., sie waschen, scheren, rasieren und desinfizieren die zu operierenden Körperteile. Nach ärztlicher Anweisung machen sie Röntgenaufnahmen. Dabei beachten sie die aktuellen Anforderungen an das Röntgen und den Strahlenschutz in der Tierheilkunde. Bei der Untersuchung und Behandlung assistieren sie dem Tierarzt oder der Tierärztin: Sie halten und beruhigen die Tiere, reichen Instrumente, Spritzen und andere Hilfsmittel zu und wirken ggf. bei der Narkose mit. Nach der Operation versorgen und verbinden sie die Wunden.

Tiere versorgen und auf Hygiene achten

In den tierärztlichen Praxen sind Vor- und Nachsorge zu einem wesentlichen Handlungsgebiet in der Tierheilkunde geworden. Tiermedizinische Fachangestellte kennen sich deshalb im Bereich des Tierschutzes, der Tierernährung, der Diätetik sowie der Tierverhaltenskunde bestens aus. Hierzu beraten und informieren sie die Tierhalter eingehend. Bei allen Informationen, die sie im Gespräch erhalten, sind sie an die Schweigepflicht gebunden.

Verfügt der Beschäftigungsbetrieb über die entsprechenden Einrichtungen, versorgen Tiermedizinische Fachangestellte kranke und verletzte Tiere auf der Krankenstation. Dann stellen sie das Futter für die Tiere zusammen und beobachten deren Verhalten: Fressen sie ausreichend? Wirken sie teilnahmslos? Haben sie Schmerzen? Tiermedizinische Fachangestellte dokumentieren den Zustand der Tiere und assistieren dem Tierarzt oder der Tierärztin bei täglichen Untersuchungen und bei der Nachbehandlung. Sie wechseln Verbände und verabreichen nach ärztlicher Weisung Spritzen und Medikamente, führen die Tiere ggf. aus und halten Tiere und Unterkünfte sauber. Für Laboruntersuchungen nehmen sie Blut-, Urin-, Kot- oder Hautproben und verwahren das Untersuchungsmaterial. Einfachere Untersuchungen mikroskopischer und chemischer Art führen sie eigenständig durch und protokollieren die Ergebnisse.

Auch für die Praxispflege und Hygiene sind Tiermedizinische Fachangestellte zuständig. Sie pflegen, reinigen und desinfizieren bzw. sterilisieren Instrumente, Praxisräume, Einrichtungsgegenstände, Transportkäfige und Trink- und Futternäpfe der Tiere. Sie sorgen für die ständige Einsatzbereitschaft der Geräte und Apparate und veranlassen ggf. Reparaturen. Auch kontrollieren sie den Arztkoffer auf Vollständigkeit und überprüfen die Praxisvorräte wie Medikamente, Verbandsmaterial und Laborchemikalien.

 

Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen

Tiermedizinische Fachangestellte haben hauptsächlich folgende Aufgaben:

  • Sprechstundenablauf organisieren

    • für Ordnung im Wartezimmer und in den Praxisräumen sorgen

    • Rezeptvordrucke für den Tierarzt/die Tierärztin bereitlegen

    • telefonisch Termine mit Tierhaltern absprechen, dabei Dringlichkeit der Behandlung abklären und Behandlungstermine im Bestellbuch notieren

    • Termine vergeben, bei neuen Patienten Akten mit Daten über Tierhalter und Patient anlegen

    • Medikamente, Futter u.Ä. nach Weisung des Tierarztes/der Tierärztin abgeben

  • Patienten und Tierhalter betreuen

    • mit Tieren umgehen

    • auf besorgte Tierhalter eingehen

    • im Gespräch mit Tierhaltern mögliche Ursachen von Verhaltensänderungen und Krankheitserscheinungen herausfinden (Anamnese)

    • Tiere nur mit Zustimmung der Tierhalter oder des Tierarztes/der Tierärztin anfassen und entgegennehmen

  • Notfallpatienten versorgen

    • telefonische Anweisungen für die Erste Hilfe geben

    • ggf. Anweisungen für den Transport des Tieres in die Praxis geben

    • Maßnahmen der Ersten Hilfe am Tier in der Praxis durchführen, sofern Tierarzt/-ärztin nicht anwesend

  • bei Behandlungen bzw. Operationen assistieren

    • Tiere für Operationen vorbereiten

    • vor Operationen die Instrumente, Schutzkleidung, Tupfer, Nahtmaterial zusammenstellen, sterilisieren, bereitstellen sowie Operationsraum sterilisieren

    • Tiere bei der Untersuchung durch den Tierarzt/die Tierärztin fachgerecht halten und beruhigen

    • Instrumente, Spritzen und andere Hilfsmittel anreichen

    • ggf. bei Einleitung und Überwachung der Narkose mitwirken

    • Behandlungsplatz und Instrumente ordnen, säubern und desinfizieren

  • Tiere auf Krankenstationen versorgen, z.B. in Tierkliniken

    • Aufnahmeschein ausfüllen

    • Futter zusammenstellen, Tiere füttern, ggf. Diätfütterung

    • Tiere in ihrem Verhalten beobachten, z.B. bei der Nahrungsaufnahme

    • bei der täglichen Untersuchung, den Nachbehandlungen, beim Verbandswechsel sowie beim Verabreichen von Injektionen und Medikamenten mitwirken

    • Tiere sauber halten, Tierboxen reinigen und desinfizieren

  • Laborarbeiten durchführen

    • Proben nehmen

    • Untersuchungen von Blut, Urin, Kot, Haut durchführen

    • Untersuchungsergebnisse notieren

    • ggf. Untersuchungsmaterial an veterinärmedizinische Untersuchungsanstalten schicken

  • Verwaltungsarbeiten durchführen

    • Patientenakte mit Daten über Tierhalter, Tierrasse bzw. Tierart und Aufzeichnungen über Krankengeschichte, über durchgeführte Behandlungen führen und überwachen

    • Formulare, z.B. Rezeptvordrucke, Abrechnungsformulare, Aufnahmescheine, Bescheinigungen über Impfungen, bearbeiten

    • Befundberichte schreiben

    • Zahlungsverkehr abwickeln und überwachen, sofern nicht an tierärztliche Verrechnungsstelle vergeben

    • Befunde, Diagnosen, Therapien dokumentieren und archivieren

    • schriftliche und telefonische Bestellungen von häufig verwendetem Praxisbedarf sowie von Medikamenten, Verband- und Nahtmaterial, Labor-und Bürobedarfsartikeln durchführen

Darüber hinaus führen sie auch folgende Tätigkeiten aus:

  • für Ordnung und Hygiene in der Praxis sorgen

    • Instrumente, Praxisräume und Einrichtungsgegenstände pflegen, reinigen, desinfizieren bzw. sterilisieren

    • für Gebrauchsfertigkeit (d.h. sofortige Einsatzbereitschaft) der Geräte und Apparate sorgen, ggf. Reparaturen veranlassen

    • Ärztekoffer auf Ordnung und Vollständigkeit kontrollieren sowie Praxisvorräte wie Medikamente, Verbandsmaterial und Laborchemikalien überprüfen


Ausbildungsinhalte

Während des theoretischen und praktischen Unterrichts an der Berufsfachschule lernt man beispielsweise:

  • wie der menschliche Körper aufgebaut ist und wie er funktioniert (Herz-Kreislauf-System, Verdauungsorgane, Skelett, Nervensystem)

  • wie man Verletzungen und Erkrankungen beurteilt, welche Störungen lebenswichtiger Körperfunktionen es gibt und wie man sie erkennt

  • wie man Notfallpatienten und andere Verletzte oder hilfsbedürftige Personen befördert, während des Transports lebenswichtige Körperfunktionen beobachtet und aufrechterhält

  • was man bei medizinischen Notfällen unternehmen muss, beispielsweise wie man Atemwege freimacht und freihält, wie man künstlich beatmet, wie man bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung oder bei Magenspülungen assistiert

  • was man bei speziellen Notfällen wie Vergiftungen, psychiatrischen Notfällen oder Notfällen bei Geburt und Schwangerschaft unternimmt und wie man Sterbende begleitet

  • wie man die Transportfähigkeit von Notfallpatienten sicherstellt

  • was man bei einer großen Zahl von verletzten und kranken Menschen (z.B. bei schweren Unfällen oder im Katastrophenfall) tun muss

  • wie Notfalleinsätze und Krankentransporte ablaufen und organisiert werden

  • wie man verletzte und erkrankte Menschen pflegerisch betreut, ihnen z.B. beim Be- und Entkleiden und bei der Körperpflege hilft, wie man sie lagert

  • welche Arzneiformen, insbesondere notfallmedizinische Arzneimittel, es gibt und wie man sie verwendet

  • welche Maßnahmen zu Hygiene und Desinfektion im Rettungswesen zu beachten sind

  • welche Gefahren es an den Einsatzstellen geben kann und wie man die Einsatzstelle absichert

Während der theoretischen und praktischen Ausbildung im Krankenhaus bzw. auf der Rettungswache

werden die im Unterricht erworbenen Kenntnisse vertieft und angewendet. Die Schüler/innen fahren bei Rettungseinsätzen mit und assistieren dem Notarzt/der Notärztin bzw. dem Krankenhauspersonal, zum Beispiel in der allgemeinen Krankenpflege, in der Notaufnahme, im Operationsbereich sowie auf der Intensiv- oder Wachstation.


Interessen

Folgende Interessen sind wichtig und hilfreich, um diesen Beruf erlernen und ausüben zu können. Die Interessen sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit genannt. Zu jedem Interessenbereich werden zur Veranschaulichung Tätigkeiten genannt.

Interesse an verwaltend-organisatorischen Tätigkeiten

  • z.B. Dokumentieren von Behandlungsabläufen für die Patientenakten

  • z.B. sorgfältiges Abrechnen der erbrachten Leistungen mit Kostenträgern und Labors

  • z.B. Bereitstellen von notwendigen Geräten, Instrumenten und Verbandsmaterial für die ärztliche Untersuchung und bevorstehende Eingriffe

Interesse an sozial-beratenden Tätigkeiten

  • z.B. Berücksichtigen von Wünschen der Tierhalter z.B. bei der Terminvereinbarung

  • z.B. feinfühliges Eingehen auf Ängste und Sorgen der Tierhalter

Interesse an praktisch-konkreten Tätigkeiten

  • z.B. Pflegen, Reinigen und Desinfizieren bzw. Sterilisieren von Instrumenten, Praxisräumen und Einrichtungsgegenständen

  • z.B. Waschen, Scheren und Desinfizieren von Tieren für bevorstehende Untersuchungen oder Eingriffe

Interesse an theoretisch-abstrakten Tätigkeiten

  • z.B. Untersuchen von Blut-, Urin-, Kot- oder Hautproben im Labor


Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten

Folgende Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten werden benötigt, um den Beruf lernen und ausüben zu können. Bei einigen Fähigkeiten wird ein Ausprägungsgrad genannt. Dieser gilt für den mittleren oder typischen Vertreter dieses Berufes.

Fähigkeiten

Hinweis: Die Ausprägungsgrade beziehen sich auf Personen mit mittlerem Bildungsabschluss.

Kenntnisse und Fertigkeiten


Kompetenzen

Die folgende Liste enthält eine Auswahl der wichtigsten Fertigkeiten und Kenntnisse. Die Auswahl dieser berufsbezogenen Kompetenzen erfolgt auf Basis der Ausbildungsordnung sowie der Auswertung von Stellen- und Bewerberangeboten.

Kernkompetenzen, die man während der Ausbildung erwirbt:

  • Abrechnung

  • Laborarbeiten, Labortechnik

  • Praxisorganisation, Praxisverwaltung

  • Tierkrankheiten

  • Tiermedizinische Behandlungsassistenz

Weitere Kompetenzen, die für die Ausübung dieses Berufs bedeutsam sein können:

  • Büro- und Verwaltungsarbeiten

  • Desinfektion

  • Gesundheitsvorsorge (Prävention)

  • Krankenhaus-, Praxishygiene

  • Pharmakologie

  • Röntgenassistenz

  • Sachkundenachweis FELASA - Versuchstierkunde/Tierexperimente

  • Tierheim- und Pensionstierpflege

  • Tierschutz

  • Tierseuchenbekämpfung, Tierüberwachung

  • Tierunterkünfte reinigen und desinfizieren

  • Verbände anlegen

Darüber hinaus enthält die folgende Kompetenzgruppe weitere relevante Fertigkeiten und Kenntnisse:

  • Kompetenzgruppe "Gesundheitsverwaltungs- und Praxissoftware"

Quelle:http://berufenet.arbeitsagentur.de/