Beruf des Monats - Dezember 2012
Rettungsassistent/in


Die Tätigkeit im Überblick
Rettungsassistenten und -assistentinnen leisten Erste Hilfe am Notfallort und führen lebensrettende Sofortmaßnahmen durch. Zu ihren Aufgaben gehören außerdem Patiententransporte.

Rettungsassistenten und -assistentinnen arbeiten in erster Linie bei Krankentransport- und Rettungsdiensten. Ebenso sind sie z.B. bei Blutspendediensten oder städtischen Feuerwehren beschäftigt. Darüber hinaus können sie auch bei Katastrophenhilfswerken oder kommunal organisierten Rettungswachen tätig sein.



Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?

Rettungsassistenten und -assistentinnen leisten Erste Hilfe am Notfallort und führen lebensrettende Sofortmaßnahmen durch. Zu ihren Aufgaben gehören außerdem Patiententransporte.

Mit Blaulicht und Martinshorn

Sobald sie von der Rettungsleitstelle einen Einsatzauftrag erhalten haben, fahren Rettungsassistenten und -assistentinnen zum Notfallort. In Situationen, in denen von akuter Lebensgefahr oder schweren gesundheitlichen Schäden für den Patienten ausgegangen werden muss, werden Blaulicht und Martinshorn eingesetzt. So sind die Einsatzfahrzeuge schon von Weitem sicht- und hörbar, die Fahrer/innen dürfen rote Ampeln passieren. Dabei ist allerdings ein hohes Maß an Konzentration und ein gutes Reaktionsvermögen gefordert.

Am Einsatzort leisten die Rettungsassistenten und -assistentinnen selbstständig Erste Hilfe und fordern, je nach konkreter Situation, bei der Leitstelle weitere Hilfe von Notärzten und -ärztinnen an.

Sind sie in der Rettungsleitstelle eingesetzt, nehmen Rettungsassistenten und -assistentinnen telefonisch Notrufe und Aufträge entgegen und disponieren Fahrzeuge bzw. koordinieren die Einsätze.

Leben retten

Bis der Notarzt bzw. die Notärztin eintrifft, führen sie eigenständig medizinische Notfallmaßnahmen durch. Sie beatmen Patienten, stillen Blutungen oder ergreifen Wiederbelebungsmaßnahmen. Zu ihrer Notkompetenz gehört auch, dass sie bestimmte Medikamente selbst verabreichen dürfen. Darüber hinaus assistieren sie bei ärztlichen Behandlungen. Dabei setzen sie die entsprechenden medizinischen Geräte ein. Zum Schutz vor Infektionen verwenden sie Einweghandschuhe.

Wenn Zuschauer oder aufgeregte Angehörige die medizinische Versorgung der Patienten behindern, ist es Aufgabe der Rettungsassistenten und -assistentinnen, die Verletzten abzuschirmen, um deren notwendige Versorgung zu sichern. Andere störende Einflüsse können schlechte Licht- und Witterungsverhältnisse sein, Gefährdungen durch den Straßenverkehr oder mangelnde hygienische Bedingungen. Die Rettungsassistenten und -assistentinnen müssen jedoch stets konzentriert arbeiten.

Patienten fachgerecht transportieren

Die Assistenten und Assistentinnen sind für den fachgerechten Transport von kranken, verletzten oder anderen hilfsbedürftigen Personen verantwortlich. Sie leiten erforderliche Maßnahmen zur Herstellung der Transportfähigkeit ein, befördern die Patienten beispielsweise mithilfe von Tragen zum Einsatzfahrzeug und lagern sie entsprechend der jeweiligen Verletzung bzw. Erkrankung. Während des Transports überwachen sie die Vitalfunktionen und führen erforderliche medizinische und pflegerische Maßnahmen durch, bei lebensbedrohlichen Zuständen wenden sie ggf. Wiederbelebungsmaßnahmen an. Sind die Patienten ansprechbar, so ist mitunter auch eine psychische Betreuung erforderlich. Am Zielort übergeben sie die Patienten an das zuständige ärztliche Fachpersonal, überreichen Patientenunterlagen und teilen medizinisch relevante Beobachtungen und Besonderheiten während des Einsatzes mit. Abschließend erstellen sie Verlaufsdokumentationen bzw. Protokolle.

Nach dem Einsatz

Nach fachgerechter Übergabe der Patienten in der Klinik gilt es, die Rufbereitschaft für weitere Einsätze sicherzustellen. Die Assistenten und Assistentinnen säubern und desinfizieren die Einsatzfahrzeuge, betanken diese und wechseln die Scheiben der Fahrtenschreiber. Zudem überprüfen sie die Fahrzeuge auf ihre Verkehrssicherheit und veranlassen erforderliche Wartungs- und Reparaturarbeiten. Sie kontrollieren die medizinischen Geräte, ergänzen diese oder tauschen sie aus. Auch für die Medikamentenbestände sind sie verantwortlich.

Sie überprüfen und ergänzen erforderliche Formulare und Unterlagen, erstellen Notfallprotokolle sowie Einsatz- und Transportberichte.

Hohe Belastungen

Da Notfälle jederzeit passieren können, sind unregelmäßige Arbeitszeiten unvermeidbar: Rettungsassistenten und -assistentinnen werden im Schicht- und Nachtdienst und auch an Wochenenden eingesetzt. Je nach aktuellem Bedarf an Rettungseinsätzen und Krankentransporten haben sie unregelmäßige Pausen oder lange Bereitschaftszeiten.

Rettungsassistenten und -assistentinnen werden häufig mit schweren Verletzungen konfrontiert und müssen sich darauf einstellen, dass Notfälle auch tödlich enden. Der Kontakt mit Patienten und Angehörigen in Notfallsituationen erfordert von Rettungsassistenten und -assistentinnen neben den fachlichen Qualifikationen viel psychologisches Geschick und Einfühlungsvermögen. Es gilt, in jeder Situation Ruhe zu bewahren, damit kompetent Hilfe geleistet werden kann. Besondere Anforderungen werden auch an die Teamfähigkeit gestellt. Nur wenn die Zusammenarbeit mit Kollegen und Notärzten reibungslos funktioniert, können die Patienten optimal versorgt werden.

Im Gegensatz zur Tätigkeit in der Arztpraxis oder im Krankenhaus ist beim Rettungsdienst viel Improvisation und Eigeninitiative gefordert. Schwierig ist die Diagnose z.B. bei bewusstlosen Patienten, bei kleinen Kindern oder bei Menschen mit geringen deutschen Sprachkenntnissen.


Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen

Rettungsassistenten und -assistentinnen haben hauptsächlich folgende Aufgaben:

  • Einsatzaufträge entgegennehmen und Erste Hilfe leisten

    • sicher und schnell zur Einsatzstelle fahren, ggf. mit Blaulicht und Martinshorn

    • Situation vor Ort klären

    • selbstständig Erste Hilfe bei medizinischen Notfällen aller Art leisten (Lagerung, Beatmung, Blutstillung, Schockbehandlung), ggf. weitere Hilfe anfordern (z.B. Notarzt/-ärztin)

    • ggf. präklinische Notfallversorgung durchführen

    • Notärzten bzw. -ärztinnen assistieren

    • erforderliche Maßnahmen zur Herstellung der Transportfähigkeit einleiten

    • Patienten und Angehörige psychisch betreuen und ggf. beraten

  • Patiententransporte durchführen

    • Patienten zum Einsatzfahrzeug befördern und entsprechend der jeweiligen Verletzung/Erkrankung lagern sowie Transporte schonend und zügig zum Zielort durchführen

    • Vitalfunktionen überwachen und erforderliche medizinische und pflegerische Maßnahmen während des Transports sowie psychische Betreuung durchführen

    • Verlaufsdokumentationen bzw. Protokolle erstellen

    • Patienten und Unterlagen an das Krankenhauspersonal übergeben sowie medizinisch relevante Beobachtungen und Besonderheiten während des Einsatzes mitteilen

  • Tätigkeiten nach der Beendigung von Einsätzen durchführen

    • das Fahrzeug säubern und desinfizieren, Medikamentenbestände überprüfen

    • ggf. Schutzkleidung wechseln

    • Transportnachweise, Notfallprotokolle und Einsatzberichte erstellen

    • Rufbereitschaft für weitere Einsätze sicherstellen

  • Einsatzfähigkeit von Geräten, Materialien und Fahrzeugen herstellen

    • Einsatzfahrzeuge überprüfen und betanken (Fahrzeug auf Verkehrssicherheit kontrollieren; erforderliche Wartungs- und Reparaturarbeiten durchführen bzw. veranlassen)

    • Geräte und Materialien für die Patientenversorgung kontrollieren, ergänzen oder austauschen

    • erforderliche Formulare und Unterlagen überprüfen und ergänzen

    • Einsatzfähigkeit an die Rettungsleitstelle bzw. Einsatzzentrale melden

Darüber hinaus führen sie je nach Aufgabenstellung auch folgende Tätigkeiten aus:

  • bei der Feuerwehr im Rahmen der Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistung zeitweilig mitwirken

  • auf der Rettungswache Pforten- und Telefondienst erledigen bzw. auf der Rettungsleitstelle Telefondienst durchführen und Einsätze disponieren

  • in der Breiten- und/oder Fachkräfteausbildung mitwirken


Ausbildungsinhalte

Während des theoretischen und praktischen Unterrichts an der Berufsfachschule lernt man beispielsweise:

  • wie der menschliche Körper aufgebaut ist und wie er funktioniert (Herz-Kreislauf-System, Verdauungsorgane, Skelett, Nervensystem)

  • wie man Verletzungen und Erkrankungen beurteilt, welche Störungen lebenswichtiger Körperfunktionen es gibt und wie man sie erkennt

  • wie man Notfallpatienten und andere Verletzte oder hilfsbedürftige Personen befördert, während des Transports lebenswichtige Körperfunktionen beobachtet und aufrechterhält

  • was man bei medizinischen Notfällen unternehmen muss, beispielsweise wie man Atemwege freimacht und freihält, wie man künstlich beatmet, wie man bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung oder bei Magenspülungen assistiert

  • was man bei speziellen Notfällen wie Vergiftungen, psychiatrischen Notfällen oder Notfällen bei Geburt und Schwangerschaft unternimmt und wie man Sterbende begleitet

  • wie man die Transportfähigkeit von Notfallpatienten sicherstellt

  • was man bei einer großen Zahl von verletzten und kranken Menschen (z.B. bei schweren Unfällen oder im Katastrophenfall) tun muss

  • wie Notfalleinsätze und Krankentransporte ablaufen und organisiert werden

  • wie man verletzte und erkrankte Menschen pflegerisch betreut, ihnen z.B. beim Be- und Entkleiden und bei der Körperpflege hilft, wie man sie lagert

  • welche Arzneiformen, insbesondere notfallmedizinische Arzneimittel, es gibt und wie man sie verwendet

  • welche Maßnahmen zu Hygiene und Desinfektion im Rettungswesen zu beachten sind

  • welche Gefahren es an den Einsatzstellen geben kann und wie man die Einsatzstelle absichert

Während der theoretischen und praktischen Ausbildung im Krankenhaus bzw. auf der Rettungswache

werden die im Unterricht erworbenen Kenntnisse vertieft und angewendet. Die Schüler/innen fahren bei Rettungseinsätzen mit und assistieren dem Notarzt/der Notärztin bzw. dem Krankenhauspersonal, zum Beispiel in der allgemeinen Krankenpflege, in der Notaufnahme, im Operationsbereich sowie auf der Intensiv- oder Wachstation.


Interessen

Folgende Interessen sind wichtig und hilfreich, um diesen Beruf erlernen und ausüben zu können. Die Interessen sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit genannt. Zu jedem Interessenbereich werden zur Veranschaulichung Tätigkeiten genannt.

Interesse an praktisch-konkreten Tätigkeiten

  • z.B. sicheres und schnelles Fahren zur Einsatzstelle, Lagern und Transportieren des Patienten entsprechend seiner Verletzung oder Krankheit und rasches Befördern des Patienten

  • z.B. Durchführen von Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Beatmung, Blutstillung, Schockbehandlung

  • z.B. Reinigen, Überprüfen und Warten der Einsatzfahrzeuge und der Rettungsgerätschaften

Interesse an theoretisch-abstrakten Tätigkeiten

  • z.B. Erkennen lebensbedrohender Verletzungen oder Erkrankungen und Einleitung der fachlich richtigen Notfallmaßnahmen

Interesse an sozial-beratenden Tätigkeiten

  • z.B. situationsgerechtes, fachkundiges und einfühlsames Betreuen der Patienten und der Angehörigen


Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten
Folgende Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten werden benötigt, um den Beruf lernen und ausüben zu können. Bei einigen Fähigkeiten wird ein Ausprägungsgrad genannt. Dieser gilt für den mittleren oder typischen Vertreter dieses Berufes.

Fähigkeiten

Hinweis: Die Ausprägungsgrade beziehen sich auf Personen mit Hauptschulabschluss.

Kenntnisse und Fertigkeiten


Kompetenzen

Die folgende Liste enthält eine Auswahl der wichtigsten Fertigkeiten und Kenntnisse. Die Auswahl dieser berufsbezogenen Kompetenzen erfolgt auf Basis zugrundeliegender Regelungen (z.B. Ausbildungs- und Prüfungsordnung, rechtliche Regelung) sowie der Auswertung von Stellen- und Bewerberangeboten.

 

Kernkompetenzen, die man während der Ausbildung erwirbt:

  • Krankentransport

  • Notfallmedizin (nichtärztlich)

  • Patientenbetreuung

  • Reanimation

  • Rettungsmaßnahmen, Erste Hilfe

Weitere Kompetenzen, die für die Ausübung dieses Berufs bedeutsam sein können:

  • Desinfektion

  • Gefahrenabwehr (Prävention)

  • Medizinische Dokumentation

  • Pharmakologie

  • Rettungsdienstorganisation

  • Sprechfunk

Quelle:http://berufenet.arbeitsagentur.de/